Alphonse Pénaud - Genius der frühen französischen Luftfahrttechnik
Fast 30 Jahre nach Stringfellow baute der Franzose Alphonse Pénaud Flugzeugmodelle mit einem Antrieb der heute gelegentlich noch Anwendung findet.
Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die französischen Flugtechniker besonders aktiv. Grundlagenkenntnisse und Studien zur Flugmechanik standen ihnen durch die Veröffentlichungen der englischen Experimentatoren ausreichend zur Verfügung. So konnten sie direkt auf den Erfahrungen ihrer Vorgänger aufbauen und selbst neue Erkenntnisse sammeln und schneller in die Praxis umsetzen.
Ein Hubschraubermodell mit Gummiantrieb
Einer der überragenden und zugleich tragischen Persönlichkeiten der Geschichte der Flugtechnik in Frankreich war Alphonse Pénaud (1850-1880).
Der Sohn eines Admirals studierte schon in frühen Jahren sehr aufmerksam die Arbeiten seiner englischen und französischen Vorgänger. Unter anderem auch die Arbeiten von George Cayley, William Henson, John Stringfellow und Francis Wenham. Wie viele andere Techniker führte Pénaud seine Experimente auf der Grundlage des Drachenflugprinzips durch und man sollte ihn auch zusammen mit Loup, du Temple, Moy und Tatin in diese Gruppe der Flugtechniker einordnen.
Noch bevor er 20 Jahre alt wurde baute Pénaud 1870, angeregt durch das von La Landelle 1864 veröffentlichte Buch „Aviation, ou Navigation Aerienne sans Ballons“, ein Hubschrauber-Modell mit Gummiantrieb. Auf einer Abbildung dieser Schrift wird ein utopisches „Hubschrauberschiff“ gezeigt an deren zwei großen Masten jeweils vier Luftschrauben unterschiedlicher Größen rotierten.
Dieses Bildnis veranlasste Pénaud ein Hubschraubermodel anzufertigen. Durch ein gedrilltes Gummiband wurden zwei gegenläufige Luftschrauben angetrieben, welche jeweils am oberen und am unteren Ende eines Stabes angebracht waren. Es war das erste Modell bei dem diese Art Antrieb verwendet wurde. Sein kleiner „Hubschrauber“ besaß ausgezeichnete Flugeigenschaften und wurde von anderen Technikern in verschiedenen Varianten nachgebaut.
Diese Antriebsart wird heute noch gelegentlich für Flugzeugmodelle verwendet.
Der Planophore – Der Vorläufer aller Motormodellflugzeuge
Im Jahr 1871 baute er den Urtyp aller Gummimotor - Flugmodelle, seinen Planophore, ebenfalls mit dem gleichen Antrieb wie bei seinem Hubschraubermodell. Er besaß eine Spannweite von 45,70 cm, eine größte Flächentiefe von ca. 10,2 cm und eine Länge von 50,80 cm.
Im Vergleich zur Gesamtgröße des Modells besaß der Planophore eine sehr große zweiblättrige Luftschraube von 20,30 cm im Durchmesser, welche als Heckantrieb fungierte.
Wenn man dieses so genannte Stab-Flugmodell betrachtet, besaß dieses erstaunlicher Weise schon alle Grundzüge einer Flugzeugkonstruktion, die heute noch generell, bis auf wenige Ausnahmen, Verwendung finden. An den Stab waren in der Mitte zwei große gewölbte Hauptflügel und am Ende zwei kleine Steuerflächen montiert. Die Hauptflügel waren an den äußeren Enden nach oben gebogen um somit eine Seitenstabilität zu gewährleisten und die kleinen Steuerflächen am Heck, deren Hinterkante mit einem Winkel von ca.8 Grad nach unten eingestellt waren, sollten die Längsstabilität des Modells sicherstellen. Diese kleinen Steuerflächen waren mit Rückhol-Federn ausgestattet, die je nach Fluglage die Flächen in ihre ursprüngliche Lage zurückzogen.
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